In unserer Artikelserie „Personalisierte Werbung im Online Banking“ werfen wir einen detaillierten Blick darauf, wie personalisierte Werbung im Bankwesen funktioniert, welche Vorteile sie bietet und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Erfahren Sie, wie Banken durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien und Datenanalysen ihre Kunden besser erreichen und gleichzeitig deren Vertrauen und Zufriedenheit stärken können.
Im vorliegenden ersten Teil befassen wir uns mit den Grundlagen der personalisierten Werbung und den Auswirkungen auf die Kunden in Bezug auf die „Akzeptanz“ und „Reaktanz“ auf diese Form der Werbung. Folgen Sie uns, um die weiteren Artikel nicht zu verpassen.
Personalisierung in der Werbung
Unternehmen können durch eine Personalisierung ihrer Marketingkampagnen, welche spezifisch auf die Empfänger zugeschnitten sind, eine höhere Effektivität erzielen (Ahrholdt et. al. 2023. S: 389). Die Personalisierung kann verhaltensorientiert, geographisch und/oder demographisch erfolgen. Die verhaltensorientierte Personalisierung wird in der Literatur teilweise auch unter dem Begriff „Individualisierung“ geführt. Sie bezeichnet die empfängerbasierte Anpassung der Kommunikationsinhalte, welche für Kunden in der Regel eine wesentlich höhere Relevanz aufweisen.
Im Kontext des Konstrukts von „Personalisierung“ existieren verschiedene Begriffe, die oft verwechselt bzw. undifferenziert genutzt werden. Im Folgenden werden daher die Unterschiede zwischen „personalisierter Kommunikation“, „Targeting“, „Segmentierung“ und „Tailoring“ dargestellt.
Personalisierte Kommunikation
Bei der personalisierten Kommunikation wird der sachliche Inhalt einer Nachricht nicht verändert, sondern es werden persönlich erkennbare Merkmale eingebaut (Dijkstra, 2005, S: 527; Hawkins et al., 2008, 456). Somit individualisiert die Personalisierung eine Nachricht auf einer oberflächlichen Ebene, indem sie vorgibt, dass die Nachricht individualisiert ist, während in Wirklichkeit nur bestimmte Schlüsselwörter individualisiert sind. Das Ziel besteht darin, eine direktere und relevantere Interaktion mit dem einzelnen Empfänger zu schaffen. Dies kann durch die Verwendung von Namen, spezifischen Interessen oder früheren Interaktionen geschehen, um eine persönlichere Bindung aufzubauen.
Targeting
Targeting bezieht sich hingegen auf den Prozess der Auswahl einer bestimmten Zielgruppe für eine Werbekampagne. Es beinhaltet die Identifizierung und Ausrichtung von spezifischen Gruppen oder Personen, die am ehesten an einem bestimmten Produkt oder einer Dienstleistung interessiert sind. Targeting kann auf verschiedenen Kriterien basieren, wie beispielsweise demografischen Merkmalen, Verhaltensweisen, Interessen oder geografischen Standorten (Rieber, 2017, S: 77).
Segmentierung
Segmentierung bezieht sich auf die Aufteilung eines Marktes in verschiedene Gruppen oder Segmente von Personen mit ähnlichen Merkmalen, Verhaltensweisen oder Bedürfnissen. Diese Segmentierung ermöglicht es Marketern, ihre Zielgruppen besser zu verstehen und ihre Marketingstrategien gezielter anzupassen. Die Segmente können auf Faktoren wie Alter, Einkommen, Lifestyle, Kaufverhalten oder anderen Variablen basieren (Heinemann, 2017, S: 238). Eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Personalisierung ist eine zielgenaue Segmentierung der Empfänger, an welcher Werbetreibende ihre Botschaften effektiv ausrichten können.
Tailoring
Tailoring bezieht sich auf die Anpassung von Werbebotschaften, Produkten oder Dienstleistungen an die Bedürfnisse, Vorlieben oder Charakteristika einer spezifischen Zielgruppe oder eines individuellen Empfängers. Es geht darum, Inhalte oder Angebote so zu gestalten, dass sie besser auf die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppe oder des Einzelnen zugeschnitten sind, was zu einer höheren Relevanz und einem stärkeren Engagement führen kann (Shareef et al., 2016, S: 103). Tailoring geht über „Targeting“ und „Personalisierung“ hinaus. Während Targeting allgemein für die zielgruppenspezifische Ansprache und Aufbereitung von Informationen steht, und Personalisierung zielgruppenspezifische Botschaften lediglich um eine persönliche Ansprache (im Sinne von „Sehr geehrte Frau Mustermann, …“) erweitert, meint Tailoring das passgenaue Zuschneiden von Botschaften auf die Besonderheiten und Bedürfnisse des Einzelnen (Schweiger, W. & Beck, 2019, S: 405).
Personalisierte Werbung
Insgesamt arbeiten diese Konzepte oft zusammen, um personalisierte Werbestrategien zu entwickeln. Die Segmentierung hilft dabei, die Zielgruppen zu identifizieren, Targeting ermöglicht die gezielte Ansprache dieser Gruppen, und das Tailoring sorgt für eine individuelle Anpassung von Inhalten oder Angeboten, während die personalisierte Kommunikation eine engere Verbindung zwischen Marke und Verbraucher herstellt.
Personalisierte Werbung bezieht sich demnach auf massgeschneiderte Anzeigen, die auf eine spezifische Zielgruppe zugeschnitten sind. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine zentrale Rolle, wie die individuellen Interessen, das Kaufverhalten und die Präferenzen der Nutzer. Diese personalisierten Werbebotschaften sollen relevanter und ansprechender für den Empfänger sein, um eine höhere Aufmerksamkeit, Kaufbereitschaft und Kundenbindung zu erzielen (Volz & Griep, 2020, S: 144).
Hyperpersonalisierung
Während sich das heute bestehende personalisierte Marketing zumeist noch auf die Auswertung und Nutzung historischer Daten beschränkt, ermöglichen neue Technologien eine Hyperpersonalisierung (teilweise auch „Segment-of-One“ genannt) der Kundenbeziehung. Dabei werden mittels künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen in der Gesamtmenge an Daten innewohnende Muster und Zusammenhänge erkannt um diese gezielt zu nutzen (Terstiege, 2021, S: 80). Auf dieser Grundlage ist es möglich für jeden Kunden gezielt individuelle Marketingaktionen und personalisierte Angebote zu erstellen, die genau dessen Interessen und Bedürfnissen zu diesem Zeitpunkt entsprechen.
Personalisierte Werbung – ein Kundenbedürfnis?
Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse einer Umfrage in Deutschland zur grundsätzlichen Einstellung von Verbrauchern gegenüber personalisierter Online-Werbung (PWC, 2019). Drei von zehn Internetnutzern schauen sich demnach lieber personalisierte Werbung an als nicht-personalisierte Werbung (Abbildung 1, Frage 9).